Balkantour 2014


Nach langen hin und her in meinem Kopf und recherchieren im Internet soll mich in diesem Tourenjahr meine BMW R1200GS Adventure nach Istanbul bringen. Natürlich nicht auf dem direkten Weg, sondern auf schönen Straßen. Ich möchte auf meinen Touren die Länder so gut wie möglich erfahren, sie sehen, riechen und spüren.

 

Die Frage ob ich alleine gehen soll oder mit Freunden hat sich schnell erledigt. An einem Clubabend von unserem BMW Motorrad Club habe ich von meinem Vorhaben erzählt und spontan entschlossen sich 5 Clubfreunde mit mir diese Tour zu befahren.

 

Heute ist es soweit, unsere Tour nach Konstantinopel starten wir vom Bahnhof Feldkirch in Vorarlberg, Österreich. Hier werden wir unsere BMW`s um 21.45 Uhr auf den Autoreisezug Feldkirch-Villach verladen und die ersten 450 km im Schlaf machen. Wir buchten uns 3 zweier Schlafwagen mit Frühstück und je ein luftiges Plätzchen für unsere Motorräder um 127,00 Euro pro Person und Maschine.

 

Wir kommen pünktlich und ausgeschlafen am frühen Morgen in Villach an. Auch unsere Motorräder haben die Fahrt mit der ÖBB ohne Blessuren überstanden. So sitzen wir schon bald mit großer Vorfreude und Enthusiasmus auf unseren Motorrädern. Zuerst führen uns die Straßen raus aus Villach dann durch das Rosental und bei Bleiburg nach Slowenien. Dort touren wir immer der Drava entlang an Marburg vorbei bis wir in Zavrc nach Kroatien einreisen. Kroatien durqueren wir als Kompromiss auf den Autobahnen A4 und A3 um Strecke zu machen. Bei Nijemci an der A3 reisen wir nach Serbien ein. In Serbien verlassen wir die Autobahn und die kleinen Straßen führen uns in und durch den Nationalpark Fruska Gora. Fruska Gora ist ein kleines Mittelgebirge am rechten Flussufer der Donau. In Sremski Karlovci mit seiner sehenswerten barocken Altstadt übernachten wir in der Pension Karlovacki Konak.

Gut gestärkt durch ein reichhaltiges Frühstück geht unsere Reise weiter auf schönen aber auch auf schnellen Straßen an Belgrad vorbei bis zum Eisernen Tor. Das Eiserne Tor ist ein Durchbruchstal an der Donau und liegt in den südlichen Karpaten zwischen Rumänien und Serbien. Das Eiserne Tor ist die längste Schlucht Europas und zugleich ist der Nationalpark Derdap die größte Flussklippenlandschaft Europas. Nach mehreren Fotostopps geht unsere Tour weiter, zuerst immer an der Donau entlang bis wir in Negotin an der E771 in Bulgarien einreisen. 

 Nun führen uns die bulgarischen Straßen bis nach Belogradchik welches in den Ausläufern des Balkangebirges liegt. Hier können wir die Festung Kaleto das in den mehr als 200 Millionen Jahre alten, kleineren und größeren Felstürmen steht besichtigen. Übernachten werden wir im Hotel Skalite, direkt im Zentrum von Belogradchik.

Von unserem Übernachtungshotel reisen wir auf landschaftlich schöner Strecke durch den Iskar Durchbruch. Der Iskar Durchbruch ist eine befahrenswerte Schlucht durch den Balkan. Nachdem queren der Ebene von Sofia, touren wir am Iskar See entlang bis wir in den Nationalpark Rila gelangen. Hier werden wir das Rila Kloster auf 1150 m Höhe besichtigen. Das Rila Kloster ist eines der bedeutendsten und spirituell wichtigsten orthodoxen Klöster des Landes. Hinter dem Kloster gibt es das ursprüngliche Hotel Pektopaht wo wir übernachten.

Nach einer angenehmen Nacht führen uns die kurvigen Gebirgsstraßen durch das Rila Gebirge, über den Predelpass und am Batak See vorbei bis nach Koprivistica. Dieses Städtchen im Sredna Gora Gebirge steht vollständig unter Denkmalschutz. Die vielen restaurierten bunten Häuser stammen aus der bulgarischen Wiedergeburtszeit. Wir übernachten hier im Hotel Kozlekov mit Blick über Koprivistica.

Leider sieht heute der Himmel nicht so blau aus wie sonst und es fallen schon die ersten kleinen Regentropfen auf unsere Motorräder. Unsere Gastgeberin vom Hotel meint, dass es heute den ganzen Tag wohl stark regnen wird und wir nicht in das Balkangebirge hinein fahren sollten da es dort bei starken Gewittern viel zu gefährlich ist. Nach kurzer Beratung beschließen wir einmal loszufahren und das Wetter zu beobachten. Lange mussten wir es nicht beobachten denn nach gut einer halben Stunde schüttete es wie aus Kübeln und die Straßen wurden zu kleinen Flüssen. An einer Tankstelle, wo wir uns unterstellen, beschließen wir den direkten Weg durch das Rosental immer der E773 entlang bis an die Sunny Beach am Schwarzen Meer zu fahren und nicht wie geplant den Abstecher in das Balkangebirge zu machen. Auf dem Weg an das Schwarze Meer wird der Regen noch stärker und wir müssen oft knietiefe Wasserdurchfahrten durchführen. Kurz vor der Sunny Beach hört der Regen auf und wir freuen uns schon auf das Baden in „The Black See“. Die Sunny Beach ist eine Touristenhochburg. Die künstliche Stadt besteht nur aus Hotels, Restaurants und Geschäften. Wir übernachten im Hotel Platinum 1 mit Meerblick.

Heute Touren wir ohne Thomas weiter. Er hat seinen Reisepass zuhause vergessen und ohne Pass kann er nicht in die Türkei einreisen. Wir werden ihn, in zwei Tagen, in Kudzhali im Hotel Perperikon treffen. Wir fünf touren zuerst am Schwarzen Meer entlang und dann auf der E87 durch das Strandza Gebirge immer in Richtung türkischer Grenze bei Malko Tarnovo. Die Einreise in die Türkei mit Motorrad erweist sich nicht als ganz einfach. Zuerst ein Visum um 25,00 Euro kaufen dann den Einreisestempel holen dann das Motorrad in den Pass eintragen lassen und noch einen Gepäckkontrollstempel in den Pass drücken lassen und schon hat man es geschafft und man darf in die Türkei einreisen. Wir benötigten gut eine Stunde für das Einreiseprozedere. Die D555, die D020 und die D100 führen uns bis an unser südöstlichstes Ziel, Konstantinopel am Bosporus. Hier am Marmara Meer werden wir zwei Nächte bleiben und uns Istanbul ansehen. Wir haben uns in dem schönen Hotel Artefes einquartiert. Von der Dachterrasse aus hat man einen tollen Blick auf den Bosporus, und auf die Blauen Moschee.

Heute ist sighting Time. Zuerst steht eine Bosporus Schiffsfahrt auf dem Programm die uns gestern noch der Besitzer des Hotels gebucht hat. Danach besichtigen wir die Blaue Moschee und die Hagia Sofia. So und jetzt noch in den großen Basar mit seinen 4000 Geschäften. Geschafft wir sind fertig, ja fertig im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt hilft nur noch ein kühles Bier in einer der vielen Cafes. Am Abend gönnen wir uns auf einer Dachterrasse abseits vom Trubel der Großstadt ein ausgezeichnetes Abendessen mit Rotwein von den Hängen des Marmarameers.

Von Istanbul aus führt uns die D100 wieder bei Kapikule nach Bulgarien. Die Ausreise aus der Türkei ist unspektakulär und geht ohne Probleme schnell über die Bühne. Bulgarien empfängt uns mit einem heftigen Gewitter welches wir unter den Dächern einer Tankstelle abwarten. Nach einer halben Stunde können wir unsere Tour in Richtung Rodopen Gebirge fortsetzen. Die kleinen, kurvigen Straßen führen uns durch bewaldetes Gebiet bis nach Kudzhali am Fuße des Rodopen Gebirges. Hier im Hotel Perperikon wartet Thomas schon auf uns.

Auf schönen Straßen durch das Rodopen Gebirge geht unsere Reise weiter. In Ardino verlassen wir die 865 und biegen in eine kleine Straße ab die uns zur Teufelsbrücke bringen soll. Nach ca. 8 km endet der Asphalt und es beginnt für gut 3 km ein ruppiger Weg den wir mit unseren R 1200 GS ohne Probleme meistern. Kurz vor dem Fluss Arda lichtet sich der Wald und wir stehen mit unseren Motorrädern direkt vor der Teufelsbrücke. Wir sind alle begeistert und machen einen ausgiebigen Fotostopp. 

Danach geht unsere Fahrt auf den kurvigen Straßen weiter immer durch das Rodopen Gebirge. Dabei überqueren wir den Rozenpass und den Popski Pass, der uns mit vielen Kurven nach Melnik bringt. Melnik liegt in einem engen Talband zwischen Sandsteinpyramiden in den südlichen Ausläufern des Pirin Gebirges. Das Städtchen Melnik hat einen eigenen Charme mit den staubigen Straßen und seinem berühmten Wein. Übernachten werden wir im Hotel Melnik leicht auf einer Anhöhe mit wunderbarem Blick über das Städtchen.

Heute verlassen wir Bulgarien und reisen bei Zlatarevo in Mazedonien ein. Die sehr gut ausgebauten Straßen führen uns zügig in Richtung Ohrid. Bei Kazani verlassen wir die E65 und touren auf kleinen Straßen, zuerst am Prespansko See vorbei und dann durch den kostenpflichtigen Nationalpark Galicica durch. Am höchsten Punkt im Nationalpark wird man mit einem wunderschönen Blick auf den Ohridsee belohnt. Der Ohridsee ist der größte See Mazedoniens, einer der größten auf der Balkanhalbinsel und einer der ältesten der Erde. Wir übernachten in der Villa Dea direkt am See in der sehr schönen Stadt Ohrid mit vielen Geschäften und Restaurants.

Von Ohrid aus führt uns die schöne Straße 418 am Fluss Crni Drim entlang und am Debarsko See vorbei bis wir bei Debar an der 409 in Albanien einreisen. Unsere BMW R 1200 GS sind wie für die albanischen Gebirgsstraßen gemacht. So gleiten wir über eine Mischung aus frisch geteerter Straße die oft abrupt auf einer mit tausend Teerflecken zugepflasterten Straße oder nach einer unübersichtlichen Kurve in eine Schotterstraße endet. Unser Ziel in Albanien ist der Nationalpark Valbona Tal welches noch mit unberührter Hochgebirgslandschaft aufwarten kann. Als wir von Kukes aus am Fierza Stausee entlang in den Nationalpark hineinfahren fängt es leicht zu tröpfeln an. Je weiter wir auf der mit Schlagloch übersäten  Straße vordringen desto schlechter wird das Wetter. Bis wir in ein wirklich schlimmes Unwetter hinein geraten welches uns leider zum Umdrehen zwingt. Übernachtet haben wir an diesem Tag in der Stadt Shkoder im Hotel Tradita.

Heute verlassen wir Albanien und die Gebirgsstraßen führen uns durch Monte Negro. Bei Bileca reisen wir in Bosnien Herzegowina ein. In Bosnien touren wir über kleine Straßen, durch karge Landschaften und über Pisten bis nach Mostar. Die wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Mostar sind die Bogenbrücke Stari Most die den türkisfarbenen Fluss Neretva überspannt und die Altstadt mit seinen vielen kleinen Häusern aus der osmanischen Zeit. In Mostar übernachten wir in dem sehr schönen Hotel Eden.

Von unserem Übernachtungshotel geht die Reise weiter am Busko See vorbei und bei Raseljke reisen wir nach Kroatien ein. Die schönen kurvenreichen Straßen führen uns am Perucko See entlang und weiter durch den Nationalpark Velebit Gebirge bis nach Senj an der kroatischen Adria Küste. Hier kühlen wir uns im erfrischendem Meer ab und genießen zum Abendessen die angebotenen Meeresfrüchte und in der Pension Prpic übernachten wir.

Heute geht unsere Reise zuerst an der Küstenstraße weiter bis wir vor Rijeka in Richtung Risnjak Nationalpark mit seinen schönen kurvigen Straßen abbiegen. Bei Prezid an der D32 reisen wir nach Slowenien ein. Die wunderschönen Straßen in Slowenien führen uns durch verschiedenste Landschaften bis wir durch das untere Socatal in Richtung Mangart fahren. Die Mangart Höhenstraße mit seiner kurvigen und abenteuerlichen Streckenführung in den Julischen Alpen ist die höchste befestigte Straße Sloweniens. Die Mautgebür beträgt 5 Euro.

An der Lahnscharte am höchsten Punkt der Mangartstraße um ca. 16.00 Uhr kommt uns die Idee: „Wir könnten ja schon heute Nachhause fahren“. Nach kurzem Kilometer Check auf dem Navi entscheiden wir uns auch dafür auf schnellem Weg noch heute die Heimat wiederzusehen.

Toureninfo

Streckenlänge:                  5490 km ohne Autoreisezug

Reisezeit:                           14 Tage im Juli 2014

Dokumente:                      Reisepass, Grüne Versicherungskarte mit Türkei, Zulassung

Reiseführer / Karten:       Reise Know-How, ADAC

Navi:                                   BMW Motorrad Navigator IV

Planungssoftware:           Garmin BaseCamp

Unterkunft:                       täglich über Booking com., HRS oder direkt vor Ort gebucht